Impressionen einer Filipina der 2. Generation in Österreich
Philippinen-Vorträge, gelungenes Projekt des Sentro
Bei Verfolgung meines Forschungsinteresses für den österreichischen Philippinenforscher Ferdinand Blumentritt und meiner persönlichen Identitätssuche als österreichisch-philippinische Mestizin (philippinisch: Mestiza) landete ich 2014 erfreulicherweise bei den sehr interessanten Philippinen-Vorträgen, die das Sentro in Kooperation mit dem Institut für Geographie und Regionalforschung in den prunkvollen Räumlichkeiten des Weltmuseums organisiert hatte. Neben vieler anderer interessanter Beiträge, war ich dementsprechend gefesselt von dem Vortrag von Gisela Reiterer zum Thema „Sind die (Jugendlichen) Filipinos angekommen? Generationskonflikte und Identitätsfindung“, bei der die Studienergebnisse 42 befragter junger Austro-Filipino/as der 2. Generation präsentiert wurden. Reiterer (die lange Zeit als einzige Expertin der 1. und 2. Generation der Austro-Filipino/as galt) beschrieb, wie die philippinische Migration nach Österreich 1973 mit den philippinischen Diplomkrankenschwestern anfing und verglich die gelungene Integration der Austro-Filipinos/as im Vergleich zu anderen MigrantInnen aufgrund unterschiedlicher Migrationsbedingungen. In ihren Publikationen zur 2. Generation (Reiterer 2010, 2008) beschreibt sie auch die Schwierigkeit des damaligen Auffindens der 2. Generation der Austro-Filipino/as, da in Statistiken in Österreich Geborene als österreichische StaatsbürgerInnen erfasst wurden, was mir sehr interessant erschien, denn in heutigen Debatten um ge- oder misslungene Integration wird eine Dringlichkeit in der Erfassung der 2. und 3. Generation gesehen, obwohl eine solche Erfassung von z.B. Drittgenerationen/EnkelInnen von ImmigrantInnen wiederum für eine Exklusion dieser ÖsterreicherInnen mit Migrationshintergrund sorgt. Für mein Entsetzen sorgte allerdings Reiterers Conclusio (die sich in ihren Publikationen immer wieder unreflektiert wiederholt, Reiterer 2010, 2008) darüber, dass sowohl unsere Eltern (1. Generation) als auch wir Austro-Filipino/as der 2. Generation keinen Wert mehr auf die Ausbildung legen würden, was durch das eifrige Mitschreiben der zuhörenden Studierenden der Universität Wien für mich noch unerträglicher machte. Wenn man die philippinische Kultur studiert und verstanden hat, wird man unweigerlich damit konfrontiert, dass Filipino/as stets viel Wert auf eine gute Ausbildung legen (Näheres dazu später) und, dass eine solch gegenteilige Behauptung darüber hinaus für eine Verletzung des philippinischen Rufes sorgt (siehe Thema „hiya“ in Wolf, Diane L.: 1997 S469; siehe Thema „losing face“ in Scholz, Dearly: S6, siehe Thema: „tsismis“ in Anastacio, Marjorie Anne: „Girls just wanna have Fun! An Ethnography of young Filipinas’ Leisure Culture in Vienna.“ Diplomarbeit. Universität Wien. 2010. S65ff).
Bildung hat für alle Filipinos/as immer einen besonders hohen Stellenwert, weshalb mir diese Schlussfolgerung unerklärlich erschien und ich mich dazu verpflichtet sah, als Austro-Filipina der 2. Generation meine Impressionen über unsere Generation in den Philippinen-Vorträgen zu schildern:
Das Programm meines Vortrages beinhaltete folgende Themen:
- Philippinen
- 2. Generation der Filipino/as in Österreich
- Philippinische Migration nach Österreich
- Bikulturalität: Identität zwischen zwei Welten
- Bikulturalität: Philippinische Identität
- Video von apl.d.ap über die 2. Generation
Die Interkulturalität der Philippinen
In einer kurzen Vorstellung der Philippinen hatte ich die Intention die Interkulturalität und Multilingualität der Filipino/as darzustellen.
Sprachen
Die Philippinen bestehen aus 7.108 Inseln, haben sehr viele verschiedene Ethnien und es existieren ca. 120 bis 170 verschiedene philippinische Sprachen, die der austronesischen Sprachfamilie angehören. Amts- und Unterrichtssprachen sind Tagalog (Filipino) und Englisch. Bezüglich der philippinischen Multilingualität hatte ich in einem Kreolistik-Workshop einen sprachenpolitischen Ausschnitt aus der Sicht der Chabacano de Zamboanga-/Zamboangueño-SprecherInnen (philippinisches Kreolspanisch in Zamboanga) folgendermaßen geschildert.
In Mindanao zum Beispiel wird Zamboangueño ausschließlich im engsten Familienkreis gesprochen. Einkäufe und sonstige Behördenerledigungen werden in der Regionalsprache, in Mindanao also in Visaya kommuniziert. Bereits in den ersten Unterrichtsjahren wird auf Tagalog und Englisch unterrichtet, sodass Zamboangueño-SprecherInnen in frühen Jahren viersprachig, Visaya-SprecherInnen und alle anderen Regionalsprachen-SprecherInnen auf den Philippinen dreisprachig und Tagalog-SprecherInnen zumindest zweisprachig aufgewachsen sind.
Mehr dazu:
Lesho, Marivic/Sippola, Eeva: „The sociolinguistic Situation of the Manila Bay Chabacano-Speaking Communities.“ In: Language Documentation & Conservation. Vol. 7. 2013. S. 1- 30)
Philippinische Kolonialgeschichte
Welche Bedeutung hat es, wenn die Philippinen mit “Western Mind, Latin Heart, Asian Soul” beschrieben werden? Als 1521 Ferdinand Magellan mit Betretung der philippinischen Inseln die erste Umsegelung der Weltkugel erreichte, begann das spanische Interesse für den Archipel und ab Mitte des 16. Jahrhunderts standen die Philippinen beinahe 350 Jahre unter der spanischen Kolonialherrschaft. Im Zuge des spanisch-amerikanischen Krieges und des Pariser Friedens wurden die Philippinen von den Nordamerikanern okkupiert. Erst 1946 endete die Fremdherrschaft. Aufgrund der philippinischen Geschichte sind daher besonders spanische und nordamerikanische Einflüsse in der philippinischen Kultur vereint.
Mehr zur Kolonial- und Unabhängigkeitsgeschichte:
Sichrovky, Harry: „Der Revolutionär von Leitmeritz. Ferdinand Blumentritt und der philippinische Freiheitskampf.“ ÖBV, Wien, 1983.
Limpahan, Nicole: „Ferdinand Blumentritt: El investigador austríaco sobre Filipinas a finales del siglo XIX y sus estudios lingüísticos.” Master-Arbeit. Universität Wien. 2014.
Philippinische Migration nach Österreich und die 2. Generation
Als Tochter einer der ersten philippinischen Diplomkrankenschwestern in Wien konnte ich von klein auf beobachten, wie aus ein paar vereinzelten wenigen Krankenschwestern eine große Filipino Community erwachsen ist. Als Kind nahm ich wahr, wie Filipinos und Filipinas noch verunsichert aufgrund der Sprachenunsicherheiten, Kulturunterschiede und der österreichischen Bürokratie in Wien ankamen und sich im Laufe der Zeit immer selbstbewusster in den österreichischen Alltag einlebten. Ich erlebte mit, als philippinische Krankenschwestern österreichische Männer heirateten und ich wuchs mit ihren Kindern, die, wie ich meist Mestizo/as waren, auf. Wir hatten ähnliche Entwicklungen und ähnliche Sprachkenntnisse, denn wir beherrschten alle Englisch und tauschten uns über erlernte philippinische Wörter aus. Es gab aber später auch jüngere Kinder, die ebenfalls der 2. Generation angehören, aber anders als wir MestizInnen „philippinischer“ aufwuchsen und ausgezeichnete Filipino-Sprachkenntnisse aufwiesen. Aus diesen Beobachtungen und den ergänzenden Migrationsbeschreibungen Reiterers ergab sich für mich folgende Aufteilung für die Austro-Filipino/as der 2. Generation:
Folie 4 aus dem Vortrag am 08.06.2018 von Limpahan, Nicole: Bindestrich-Identität, Bikulturalität, Identitätssuche – Impressionen einer Filipina der 2. Generation in Österreich. Philippinen-Vorträge am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien.
Bikulturalität / Identitätspluralität: Die philippinische Identität
Ausbildung
Wie erwähnt, bedarf die Conclusio Reiterers zu den Studien über die Austro-Filipino/as und ihre Haltung zum Thema Ausbildung einer Revision, vor allem besonders dann, wenn folgende Schlussfolgerungen wiederholt publiziert wurden:
First generation community members, however, claim that Filipino migrant parents often press their offspring to start earning early and to forego further formal education. For many, the migration project seems to be completed when their children find a relatively secure job. […] At present, however, a social upward movement cannot be seen either. (S 159)
Thus, legal integration and socio-economic background prove favourable for educational opportunities and the social positioning of second-generation Filipino immigrants. However, while formal education still has some appeal, it seems to have lost some of its importance under the circumstances of migration. While other migrant groups tend to delegate upward social mobility to their offspring, Filipinos are content to see their children in relatively secure jobs. Career motivation is thus rather low among Austro-Filipino youth. What counts is earning money, not formal education. (S 162)
Reiterer, Gisela M.: „Austro-Filipino Youth. Cosmopolitan Austrians or Hyphenated Filipinos?“ S 149-164. In: Riegel, Christine: Jugend, Zugehörigkeit und Migration: Subjektpositionierung im Kontext von Jugendkultur, Ethnizitäts- und Geschlechterkonstruktionen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2010²
Es soll hier noch einmal betont werden, dass die philippinische Migration nach Österreich damit begann, dass in den 1970ern in Österreich ein Krankenpflege-Mangel herrschte und das Abkommen mit Philippinen eine Krankenpflege-Ausbildung vorsah (Reiterer: 2010 S 152 ff; https://derstandard.at/2000042916576/Exportschlager-Philippinische-Krankenschwestern Letzter Zugriff: 25.06.2018). Die Ausbildung der philippinischen Diplomkrankenschwestern (die im Vergleich zur damaligen österreichischen Krankenpflege-Ausbildung einer Universitätsausbildung mit Bachelor degree entsprach) war also Voraussetzung für die österreichische Immigration und ein wichtiges Sprungbrett für die jungen Filipinas. Wie auch Reiterer beschreibt, sorgte jene Ausbildung darüber hinaus für die gelungene Integration der Austro-Filipinas:
The specific circumstances of labor migration for Philippine nationals, their educational background, its originally predominantly female character, and the ensuing intermarriages with native Austrians, have created living conditions that differ significantly from those of other early immigrant groups. Filipino-Austrians of the first and second generations seem to be legally and socially better integrated in Austria than other immigrant groups from non-Western countries.
Reiterer: Filipino Austrians: “Transforming Identities and Changing Selfhood Under Conditions of Migration.” Philippine Sociological Review. 2008, Vol. 56. S36
Ein weiterer Punkt, der die hohe Prioritätensetzung der Filipino/as auf die Ausbildung demonstriert, bietet folgende bewegende Beschreibung der philippinischen Psychotherapeutin in Wien aus der Sicht der Filipino/as auf den Philippinen:
When I was in college, my parents wanted me to take up nursing like everybody else in my surroundings because this was the best chance to go abroad. Taking up nursing in the Philippines is very expensive because you have to pay the hospitals for practicum hours, but still lots of Filipinos take up nursing in the hope to go abroad afterwards. All my friends and cousins who took up nursing are now working in the Middle East and other parts of the world; 85 % of Filipino nurses leave the country. […]
The overseas Filipino workers especially the Filipina nurses are called the “heroes of the nation” in the Philippines. All Filipinos who are working overseas are called the heroes of our time. Every year, there is a Bagong Bayani Award or New Heroes Award; it is to pay tribute to the country’s outstanding overseas Filipino workers (OFW’s) as the new heroes of our time. Filipinos working abroad are heroes because they sacrifice family time in order to supply the family’s financial need.
Sepulveda (Scholz) Dearly: The Imperceptible but Essential Filipino Husbands in Austria, Coping with Migration and Gender Identity. Diplomarbeit. Sigmund Freud Universität Wien. S 10ff
Hier beschreibt Scholz, dass für die Philippinen die langjährige und teure Krankenpflege-Ausbildung eine erfolgversprechende Emigration garantiert. Auch wenn die Ausbildung lange dauert und sehr viel kostet, folgen viele Filipino/as dem Vorbild der emigrierten philippinischen KrankenpflegerInnen. Demnach dienen jene philippinischen KrankenpflegerInnen den Filipino/as auf den Philippinen nicht nur als Vorbild, sondern werden sogar als „HeldInnen der Nation“ gesehen.
Die philippinische Krankenpflege-Ausbildung hat somit für mehrere positive Auswirkungen gesorgt: erfolgreiche Migration, sozioökonomische Verbesserung für sich selbst und für Familienmitglieder auf den Philippinen, gelungene Integration, die naturgemäß auf die nächste Generation übertragen werden will.
Bei der Präsentation habe ich einige Herausforderungen der Bikulturalität besprochen, wie Eigenwahrnehmung, Fremdbeurteilung und Ausgrenzungsängste. Solche Ausgrenzungsängste und negative Fremdbeurteilungen konnte die 1. Generation wahrscheinlich gut vermeiden, da die hohe Ausbildung und die gelungene Integration eine positive Fremdbeurteilung der Mehrheitsgesellschaft ausgelöst haben. Dementsprechend legt die 1. Generation der Filipino/as einen hohen Stellenwert auf die Ausbildung ihrer Kinder. Anders als Reiterers Conclusio, habe ich erlebt, wie die philippinischen Mütter keine Kosten und Mühen scheuten, ihre Kinder in Privatschulen unterzubringen und ihre Talente in außerschulischen Freizeitbeschäftigungen (Instrumente, Gesang, Tanz, Sprachen, Religion, Basketball, Volleyball, etc.) zu fördern. Eine treffende Erfassung jener philippinischen Kultur und jener Prioritätensetzung auf die Ausbildung bietet die sehr empfehlenswerte Studie Wolfs über die 2. Generation der Filipino/as in den USA, wo sogar Lehrenden an den Schulen auffiel, dass besonders Kinder philippinischer Eltern unter einem hohen Druck auf gute Leistungen leiden:
In response to our question as to whether Vallejo teachers and high school counselors noticed anything particular about their Filipino students as compared with their non Filipino students, particularly the children of immigrants, most responded without hesitation, referring to the intense academic pressure Filipino students of immigrants, especially Filipinas, receive from parents. This pressure was attributed to parents being immigrants, their desire to succeed, and their desire for their children to achieve at least their same middle to upper middle class status. Many teachers reported to us that they are aware that „anything less than an ‚A‘ was unacceptable.“ Teachers‘ awareness of this pressure came from direct interaction with students and, in certain classes, from student papers and journals where students sometimes confided their concerns and problems whereas counselors dealt with students or their parents who were concerned with grades. As one head counselor stated, „there is less margin for grade acceptance than in any other group.“
In both schools, Filipino students excel in academic achievements, receiving the highest average GPAs compared with all other racial-ethnic groups (Vallejo Senior High School 1995). They, particularly the Filipinas, are also the school leaders, school valedictorians, and salutatorians; they predominate in the honors classes and in the California Scholarship Federation, and are extremely active in extra-curricular activities.
Wolf, Diane L.: Family Secrets: “Transnational Struggles among Children of Filipino Immigrants. Sociological Perspectives”, Vol.40 No.3, Immigration and Incorporation (1997), S 463
Später erwähnt Wolf zwar auch eine Schulabbruchsquote der US-philippinischen SchülerInnen, allerdings ausgelöst aufgrund des hohen Leistungsdrucks der Eltern hinsichtlich guter Noten, und nicht wie Reiterers Behauptung aufgrund einer Forcierung der Eltern die Ausbildung abzubrechen mit dem Ziel früh Geld zu verdienen.
Interkulturalität, Communities, Essen, Karaoke, Feiern
Kurze Erwähnung in meiner zeitlich begrenzten Präsentation fand natürlich auch die weltoffene warmherzige und fröhliche Interkulturalität der Filipinos, die in großen bunten Feiern mit Karaoke singen, Tänzen und mit vielen philippinischen Gerichten zelebriert wird.
Herzlichst eingeladen, kann jedermann die philippinische Kultur an folgenden Orten erleben:
- Barrio Fiesta: Sa, 21.07.2018 ab 10h bis ca. 17h,
ATV Liesing Sportplatz, Pellmanngasse, 1230 Wien - Sentro – Philippinisches Wien in Favoriten im September
- MA 17 – Integrationsveranstaltung „Buntes Wien“
- Hotel Brilliantengrund, 1070 Wien, ganzjährig
- Restaurant Cafe Boracay, 1200 Wien, ganzjährig
In Gedenken an Anthony Bourdain†, der nicht nur die philippinische Kulinarik, sondern die philippinische Kultur und Migration besonders treffend und rührend erfasst hat, möchte ich folgendes Video vorstellen (vor allem ab Minute 30:20): https://www.youtube.com/watch?v=drZtj8aeNjk
Video von apl.d.ap von Black eyed peas
Zu sehen unter: https://www.youtube.com/watch?v=wESgcExetso
Das Video von apl.d.ap und den Black eyed peas bietet einen kurzen lustigen Ausschnitt über eine typische lustige philippinische Mutter und präsentiert einige Bilder der 2. Generation der US-Filipinos. US-Filipino Apl.d.ap rappt in der philippinischen Sprache Tagalog über die philippinische Freude (feiern, essen, trinken, tanzen), die trotz der anfänglichen Migrationsschwierigkeiten nie verloren geht und thematisiert die finanzielle Unterstützung, die die emigrierten Filipino/as ihren Familien auf den Philippinen zukommen lässt.
Wie auch an apl.d.aps vielen philippinischen Songs und seinem Einsatz für die Philippinen mit dem Motto „We can be anything“ (http://www.apldeapfoundation.org/) zu erkennen ist, sehnen sich viele Filipino/as im Ausland nach ihren Wurzeln. Daher freue ich mich, dass es neben der vielen tollen Filipino Communities auch die Plattform des Sentro gibt, die sowohl die österreichische als auch die philippinische Kultur vereint.
Diskussions- und Fragerunde
Zu meinen persönlichen Eindrücken bezüglich der Ausbildung kann ich nur berichten, dass meine Mutter zwar nicht zu den Personen zählt, die Druck ausüben, dennoch war ein Schulabbruch für eine Filipina nie eine denk- und vorstellbare Option und würde eher einem Weltuntergang gleichen, was den Beobachtungen von Wolf sehr entspricht. Wie viele andere philippinische Mütter bemühte sie sich stets um die Förderung meiner Talente wie z.B. der Wahl eines Gymnasiums mit dem Schwerpunkt auf bildnerische Erziehung und auf die frühe Fremdsprachenvermittlung und ermöglichte mir mehrere außerschulische Freizeitaktivitäten wie das Erlernen von Instrumenten, Tanz, Theaterunterricht, Russischunterricht und Volleyball.
Die Frage nach unseren Kirchenbesuchen machte mir bewusst, dass der katholische Glaube als sehr wichtiger Teil der Filipino/as in der Kürze meiner verfügbaren Präsentationszeit untergegangen war. Während die österreichische Bevölkerung eher dazu tendiert sich von der Kirche abzuwenden, ist es die philippinische Gemeinde, die die österreichischen Kirchen wieder zahlreich füllt. Die große Rolle des Glaubens der Filipino/as war ebenso bei dem letzten Papst-Besuch 2015 in Manila zu beobachten, wo mit der Teilnahme von 6 Millionen Menschen ein neuer Weltrekord aufgestellt wurde.
Leider waren wir im Fragerunden-Panel nur durch österreichisch-philippinische MestizInnen der 2. Generation vertreten. Von Interesse ist vor allem für mich, wie die Entwicklung der 2. Generation Austro-Filipinos/as, deren beide Elternteile Filipinos sind, hinsichtlich der Schulausbildung vonstattenging, im Vergleich zur Entwicklung von uns Mischlingen. Mit großer Neugier sehe ich gespannt auf die kommenden nächsten Philippinen-Vorträge, bei der sich hoffentlich auch die 2. Generation Austro-Filipinos/as zu Wort melden, deren Eltern meiner oben erwähnten Aufteilung nach, beide Filipinos sind.
Nicole Limpahan, BA MA, Universität Wien
Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (DOC) am Institut für Romanistik der Universität Wien Recipient of a DOC Fellowship of the Austrian Academy of Sciences University of Vienna
Nicole ist Tochter einer der ersten philippinischen Diplomkrankenschwestern in Wien und ist wie viele Austrofilipinas/os der 2. Generation eine österreichisch philippinische Mestiza. Sie liebt es Pinoy Food und Pinoy Sweets zu kochen und vor allem zu essen.
In ihrem Studium bzw. in ihrer Masterarbeit befasste sie sich mit den linguistischen Studien des österreichischen Philippinenforschers Ferdinand Blumentritt.
Als Doktorandin widmet sich Nicole derzeit in ihrem Dissertationsprojekt der Wissenschaftshistoriographie der Kreolsprachenforschung und untersucht welche Rolle Ferdinand Blumentritt in der Entstehung der Wissenschaftsdisziplin einnimmt. Für ihr Forschungsvorhaben wurde ihr ein Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (DOC) verliehen.